Migranten auf dem deutschen Arbeitsmarkt
Für Migranten auf dem deutschen Arbeitsmarkt erfolgreich Fuß zu fassen ist sicherlich nicht einfach. Die Hauptbarrieren sind die Sprache und die fehlende Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse. Aber die persönliche Einstellung der Zugewanderten spielt eine große Rolle. Wir haben mit Betroffenen und Experten darüber gesprochen. *)
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„Etwa 50% der Migranten bauen sich in Deutschland eine Zukunft auf und werden das selbst gesteckte Ziel erreichen“
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Eduardo Rabael
Der Chilene Eduardo Rabael gehört zum Team der AWO, einer gemeinnützigen Organisation in Frankfurt, die Migranten bei ihrer Eingliederung in den deutschen Arbeitsmarkt hilft. AWO bietet Unterstützung bei der Bewerbung, sucht eine geeignete Arbeitsstelle und bereitet das Vorstellungsgespräch vor.
“Meine Arbeit dient vor allem als Brücke für Migranten. Viele von ihnen sind Akademiker oder haben eine Berufsausbildung, aber die meisten haben nicht genügend Kenntnisse der deutschen Sprache. Die Firmen, mit denen wir zusammenarbeiten, verlangen ein Mindestmaß an Deutschkenntnissen.
Wir bieten für diese Menschen Deutschkurse und Informationen. Diejenigen, die bereits ausreichende Deutschkenntnisse haben, werden von uns auf das Vorstellungsgespräch vorbereitet.
Einige von ihnen geben als Grund für ihren Aufenthalt in Deutschland Familie und Kinder an und glauben, das sei ein Pluspunkt. Aber dem ist nicht so. Mit Kindern ohne entsprechende Vorbereitung nach Deutschland zu kommen, ist ein Fehler. Nach dieser langjährigen Erfahrung, die wir bei AWO haben, können wir sagen, dass etwa 50% der Migranten „es schaffen“. Sie werden sich in Deutschland eine Zukunft aufbauen und das selbst gesteckte Ziel erreichen. Die anderen 50 % sollten noch mehr Deutsch lernen und sich besser informieren, ansonsten werden sie es hier schwer haben. In Bezug auf Informationen haben wir ein Problem mit Facebook: Hunderte von Menschen kommen zu uns, weil Leute auf Facebook Kommentare schreiben wie: ‚Bei uns in der Firma braucht man kein Deutsch zu sprechen‘.”
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„Obwohl ich meine ganzen Ersparnisse aufgebraucht habe, bereue ich nichts. Jetzt mein eigenes Produkt anbieten“
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Juan Morales
Der Kolumbianer Juan Morales ist Architekt. Er lebt seit über 15 Jahren in Europa und Deutschland.
„Ich habe meine Ziele erreicht und mein Selbstwertgefühl ist heute sehr hoch. Obwohl ich – seitdem ich in Deutschland lebe – meine ganzen Ersparnisse aufgebraucht habe, bereue ich nichts. Ich habe alles durch meinen Fleiß, meine Arbeit und mein Durchhaltevermögen erreicht. Nachdem ich so lange meinen Beruf in Europa ausgeübt hatte, natürlich mit Höhen und Tiefen, gab es irgendwann einen Moment, in dem ich mich nicht mehr wohl fühlte. Ich begann, eine Alternative zu suchen. Jetzt möchte ich mich selbständig machen und mein eigenes Produkt anbieten: Konstruktionen aus Bambus wie Pavillons, Garagen, Gartenhäuser, Fassadenverkleidungen, Bodenbeläge, Garagen, Brücken usw. Ich biete auch Information und Schulungen an, z. B. Vorträge im Bereich „Bauen mit Bambus“ für angehende Architekten, die sich mit diesem Material befassen wollen.”
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„Oft wollen wir unbedingt eine Person oder ein System ändern, aber eigentlich sind wir diejenigen, die sich ändern müssen“
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Jhynorka Romero
Die Venezolanerin Jhynorka Romero lebt in Deutschland und ist Business und Management Coach.
„Als Lateinamerikaner fällt es uns leichter, persönliche Bindungen aufzubauen. Persönliche Beziehungen zu Deutschen dauern länger. Das bedeutet aber nicht, dass ich deshalb abgelehnt, als Minderwertiger behandelt oder nicht ernst genommen werde. Die Frage ist: Bin ich bereit, mir die Mühe zu machen, diese Person zu „erreichen“? Lohnt sich das? Es ist wichtig, auch mal die eigene Komfortzone zu verlassen und zu erkennen, dass man auch als Fremder, durch all die Dinge, die man mitbringt, für Land und Leute eine Bereicherung darstellt. Das Leben ist wie es ist und nicht so, wie wir es uns wünschen. Oft wollen wir unbedingt eine Person oder ein System ändern, aber eigentlich sind wir diejenigen, die sich ändern müssen.
Wir müssen flexibel und offen für neue Chancen sein, denn Deutschland ist ein reiches Land, mit Menschen, die so viel zu bieten haben. Wir können so viel von diesem Land lernen. ”
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*) Das Video „Migranten auf dem deutschen Arbeitsmarkt„ mit weiteren Interviews und Informationen kann man unter www.guia-frankfurt.net oder Facebook “La Guia de Frankfurt/Rhein/Main“ anschauen.
Este texto fue traducido o revisado por / Text übersetzt oder lektoriert von Blasco Traducciones en Frankfurt (Westend) – http://www.blasco-traducciones.com/
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