Kinder haben in Deutschland
„Liebe allein hält eine Familie nicht zusammen. Alle Familienmitglieder müssen ihren Beitrag leisten.“ Jesper Juul, dänischer Familientherapeut
Brasilianische Familien in Deutschland
von Bianca Donatangelo, übersetzt von Ulrike Göldner
Werde ich das schaffen? Wie werde ich das machen, ohne meine Familie hier vor Ort? Ohne jemanden, der mir im Haushalt hilft, das Essen kocht oder die Kleidung wäscht – während ich mich von der Geburt erhole und mich um das Baby kümmere? Und werde ich bald wieder arbeiten können? Was sind meine Rechte? Woran soll ich mich halten, an die deutschen Gewohnheiten oder die brasilianischen Gepflogenheiten, zum Beispiel bei der Ernährung meiner Kleinen? Oder ihren Zugang zum Fernsehen? Oder im Umgang mit anderen Kindern? Oh, Gott! Und kann mir jemand bitteschön sagen, wie die Kindergärten und Schulen in Deutschland funktionieren? Werde ich da einen Kita-Platz für meine Zwerge bekommen? Oh je, ich glaube, was ich wirklich brauche, ist ein Psychologe…
„Eine ausländische Mutter wird zudem mit scheinbar ausweglosen Situationen und kulturellen Differenzen konfrontiert“
Das scheint übertrieben zu sein, doch das ist es nicht. Im Vergleich zu einer deutschen Schwangeren oder Mutter sieht sich eine Brasilianerin mit einem oder mehreren Kindern hierzulande einer noch viel größeren Anzahl von Fragen, Zwickmühlen und Entscheidungen im Alltag gegenüber. Das liegt nicht nur daran, dass sie sich nicht nur mit der Wucht der Neuerungen und Veränderungen, die natürlicherweise in Kopf und Körper einer Schwangeren oder Mutter auftreten, auseinandersetzen muss – sondern auch daran, dass eine ausländische Frau überdies mit scheinbar ausweglosen Situationen und kulturellen Differenzen konfrontiert wird – wie sehr sie auch immer in die deutsche Gesellschaft integriert sein mag. Viele dieser Angelegenheiten sind jedoch für das allgemeine Wohlbefinden der Frauen entscheidend (nicht nur vor, während und nach der Geburt, sondern auch zumindest in den ersten zehn Lebensjahren des Kindes).
Die Brasilianerin Cíntia Godoy (42), die heute in Berlin lebt, ist mit diesem Thema eng vertraut. Sie und ihr deutscher Ehemann Daniel haben drei Kinder – einen 9-jährigen Jungen, ein 6-jähriges Mädchen und den Jüngsten, mit 3. Wie fast alle brasilianischen Frauen in Deutschland, sieht sich auch Cíntia Tag für Tag mit manchmal einfachen, manchmal komplexen Fragen zu Erziehung und Bildung ihrer Kinder konfrontiert.
„Alles beginnt, wenn man schwanger wird. Der Wunsch, mit jemandem zu reden ist groß, und nicht immer kann einem das Internet oder eine Person am Telefon vollständig zufriedenstellende Auskünfte geben. Wenn man Informationen in portugiesischer Sprache sucht, entdeckt man, dass der Inhalt oft nicht zur Realität in Deutschland passt. Außerdem erklärt einem das medizinische Personal auch nicht viele Details, weil es davon ausgeht, dass Sie, als Schwangere, schon gut informiert sind. Dann, nach der Geburt des Kindes, kommen noch unzählige weitere Fragen auf, z.B. wie man das Baby behandeln sollte (auf die deutsche oder die brasilianische Art und Weise), oder aber, wie man seine Zeit in jeder Phase neu organisiert. Damit verbunden ist auch das logistische Management des Haushalts und der Familie natürlich… Nein, es ist nicht so einfach, als Brasilianerin hier in Deutschland seine Kinder großzuziehen. Trotzdem kommt alles mit der Zeit und einer gewissen Routine ins Lot – vor allem wenn es einem gelingt, bestimmte Parameter zu finden und diese als Anregung oder Zielsetzung zu verstehen.“
Fortsetzung folgt…
Angesichts einer diesbezüglich wohl bestehenden „Nachfrage“, wie der kurze Beitrag von Cíntia Godoy aufzeigt, wird unser Magazin in den nächsten Ausgaben eine Sonderserie bringen, die sich mit Erziehung und Bildung von Kindern brasilianischer oder binationaler Familien in Deutschland auseinandersetzt. Dazu finden Sie hier einige der Themen, die wir behandeln möchten:
Schwangerschaft (Familienplanung, Wahl der Hebamme, Geburtsvorbereitungskurse etc.), 0 bis 2 Jahre (typische kulturelle Konflikte der ersten Jahre, Wahl des Kinderarztes, ärztliche Untersuchungen etc.), 2 bis 4 Jahre (Kindergarten, soziale Kontakte, Zweisprachigkeit etc.), 4 bis 6 Jahre (motorische und geistige Entwicklung, Vorschulzeit, Wahl der Grundschule etc.), 6 bis 10 Jahre (Grundschule, Sport, Sexualerziehung, Ethik und Religion, Vorpubertät etc.)
Wenn Sie konkrete Anregungen oder Kommentare dazu haben, schreiben Sie uns bitte an: (info@guia-frankfurt.net).
Übersetzung lektoriert durch / Traducción revisada por: www.blasco-traducciones.de
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