„Man sollte immer im Kleingedruckten nachlesen“
Gespräch mit Katharina Lawrence über Versicherungen in Deutschland. Sie ist zuständig für Finanzdienstleistungen bei der Verbraucherzentrale Hessen e.V. in Frankfurt
Mit welchen Fragen kommen Menschen zu Ihnen in die Beratung?
Typischerweise wollen Verbraucher wissen, welche Versicherungen wichtig sind, welche unwichtig und, ob die von ihnen abgeschlossen Verträge sinnvoll sind.
In welchen Bereichen gibt es eine Versicherungspflicht?
Vor über sieben Jahren wurde in Deutschland eine Krankenversicherungspflicht eingeführt. Wer nicht weiß, ob er der gesetzlichen oder der privaten Krankenversicherung zugehört, sollte seinen Versicherungsstatus klären, bevor er krank wird. Im Zweifel sollte man erst zu einer gesetzlichen Krankenkasse gehen. Pflicht ist es auch, als Halter für sein Kraftfahrzeug eine Haftpflichtversicherung abzuschließen. Außerdem gibt es für bestimmte Berufsgruppen, wie freie Versicherungsvermittler oder Ärzte, die Pflicht eine Berufshaftpflichtversicherung nachzuweisen.
„Wichtig ist eine private Haftpflichtversicherung mit einem Versicherungsschutz von mindestens 5 Mio. Euro“.
Von den freiwilligen Versicherungen, welche würden Sie empfehlen?
Wichtig ist eine private Haftpflichtversicherung. Eine kleine Unachtsamkeit als Fußgänger oder Fahrradfahrer im Straßenverkehr kann zu schweren Verkehrsunfällen führen. Es kann ein Familienvater so verletzt werden, dass er zukünftig seine Familie nicht mehr ernähren kann. Hat man einen solchen Unfall schuldhaft verursacht, haftet man mit seinem gesamten Vermögen. Da ist es gut eine private Haftpflichtversicherung im Rücken zu haben. Eine private Haftpflichtversicherung kostet für eine Familie um 100 Euro im Jahr. Empfehlenswert ist ein Versicherungsschutz von mindestens 5 Mio. Euro für Personen- und Sachschaden.
Was halten Sie von einer Risiko-Lebensversicherung oder Kapitallebensversicherung?
Eine Risikolebensversicherung ist wichtig für Menschen, die Kredite laufen haben und/oder bei deren Tod Angehörige in finanzielle Schwierigkeiten kommen würden. Die Höhe der Prämie richtet sich nach Alter, Gesundheitszustand und Versicherungssumme. Eine Risikolebensversicherung ist in der Regel wesentlich günstiger als eine Kapitallebensversicherung. Eine Kapitallebensversicherung sollte grundsätzlich als eine Art Geldanlage betrachtet werden und deshalb ist der Risikoschutz in der Regel kleiner.
Braucht man immer eine Gebäudeversicherung oder Hausratversicherung?
Diejenigen, die eine Immobilie haben, wissen es, man sollte eine Wohngebäudehaftpflichtversicherung abschließen und zwar für die Gefahren Brand (also Feuer) Sturm, Hagel und Leitungswasser. Je nach Lage der Immobilie ist auch eine Elementarschadenversicherung sinnvoll. Sie würde etwa bei Überschwemmung zahlen.
Kann der Verlust des gesamten Hausrats nicht ohne große finanzielle Belastungen ersetzt werden, ist eine Hausratversicherung empfehlenswert.
Was ist im Falle einer Berufsunfähigkeit?
Die eigene Arbeitskraft ist die wesentliche Grundlage zur Sicherung des Lebensunterhalts. Das Risiko, die eigene Arbeitskraft zu verlieren, kann man durch eine Berufsunfähigkeitsversicherung absichern. Allerdings ist das Angebot an Berufsunfähigkeitsversicherungen vielfältig und kann Fallstricke enthalten.
Was halten Sie von der Unfallversicherung?
Eine Unfallversicherung kostet zwar nur den Bruchteil einer Berufsunfähigkeitsversicherung, ist aber keine Alternative, weil sie nur vor dauerhafter Invalidität nach Unfällen schützt. Die wenigsten Schwerbehinderungen beruhen auf Unfällen und davon sind viele Arbeitsunfälle, bei denen die gesetzliche Unfallversicherung greift.
„Vorsicht ist geboten wenn massiv zur Kündigung bestehender Verträge gedrängt wird“
Welche private Krankenzusatzversicherung würden Sie empfehlen?
Für alle, die ins Ausland reisen, ist eine Auslandskrankenversicherung ein Muss, nicht nur wegen der Kosten, die bei einem Rücktransport nach Deutschland anfallen. Bei Zahnzusatzversicherungen sollte man im Kleingedruckten nachlesen, was übernommen wird. Wie viele Implantate werden erstattet, worauf bezieht sich die Kostenerstattung, auf die Hälfte der Rechnung vor oder nach der Erstattung der gesetzlichen Krankenkasse?
Worauf sollte man achten beim Besuch eines Versicherungsvertreter?
Auf Gespräche mit Anbietern sollte man sich nie unvorbereitet einlassen. Vorsicht ist geboten, wenn massiv zur Kündigung bestehender Verträge und direktem Neuabschluss gedrängt wird. Eigene Recherche zum Beispiel mit Artikeln auf der Homepage der Verbraucherzentrale Hessen, www.verbraucher.de oder mit Hilfe der Zeitschrift „Finanztest“ von Stiftung Warentest führen zu mehr Wissen und Verständnis, was im eigenen Haushalt, für das eigene Leben notwendig ist.
Übersetzung / Traducción: www.blasco-traducciones.de
Info Verbraucherzentrale Hessen
Beratungszentrum Frankfurt, Große Friedberger Straße 13-17, 60313 Frankfurt, E-Mail: frankfurt@verbraucher.de, Tel.: (069) 97 20 10 – 900
Beratungsstelle Wiesbaden, Bahnhofstraße 36, 65185 Wiesbaden, E-Mail: wiesbaden@verbraucher.de, Tel.: (0611) 37 80 81
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Beratungsstelle Darmstadt, Luisenplatz 6, Carreegalerie, 64283 Darmstadt, E-Mail: darmstadt@verbraucher.de, Tel.: (06151) 27 99 90
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