„Wir raten davon ab, im Internet mit Kreditkarte zu bezahlen“
Immer mehr wird im Internet gekauft und verkauft. Man hört aber auch gelegentlich von unseriösen Geschäftspraktiken. Im Folgenden lesen Sie ein Gespräch mit Frau Bitter, Pressesprecherin der Verbraucherzentrale Hessen, über Vorteile und Risiken vom Einkaufen im Internet
Frau Bitter, würden Sie selbst die Daten Ihrer Kreditkarte im Internet einfach eingeben?
Wir raten eher davon ab.
Warum?
Aus verschiedenen Gründen: Es ist für Verbraucher sicherer, auf Rechnung einzukaufen. Auch wenn man per Einzugsermächtigung bezahlt, kann es passieren, dass man Waren nicht bekommt oder sie fehlerhaft sind – doch das Geld ist schon überwiesen. Außerdem weiß man nicht genau, wer die Daten auf dem Weg zum Vertragspartner abfängt und dann womöglich Missbrauch betreibt.
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„Ich muss nicht unbedingt bei ‚diesem‘ Händler kaufen
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Und was sollte man machen, wenn Einkaufen auf Rechnung auf einem Portal gar nicht angeboten wird?
Dann sollte man versuchen, die Ware woanders her zu bekommen. Man muss nicht unbedingt bei „diesem“ Händler kaufen. Die gleiche Ware gibt es meist bei verschiedenen Händlern, nicht nur im Internet, sondern auch im „lokalen“ Handel.
Was könnte passieren, wenn man trotzdem per Vorkasse bezahlt hat?
Wie gesagt, es kann passieren, dass die Ware nicht oder verspätet kommt. Das ist wichtig, wenn die Ware zu einem bestimmten Zeitpunkt (z. B. zu einem Geburtstag) da sein muss. Wir haben viele Fälle, in denen Verbraucher schon bezahlt haben und die Ware danach nie gesehen haben. Man sollte versuchen, die Ware im lokalen Handel zu bekommen. Dann kann man die Ware gleich sehen, anfassen und mitnehmen.
Wie lässt es sich erklären, dass in einem Vergleichsportal die Preise einiger Vermittlungsagenturen manchmal niedriger sind als bei den Dienstleistungserbringern selbst?
Bei Reisebuchungen werden besonders günstige Flüge angeboten, aber wenn man weiter durch das Buchungsportal klickt, dann kommen andere Kosten und Gebühren dazu – Flughafengebühren oder Steuern. Wenn Versicherungen angeboten werden, kann man diese abwählen. Kreditkartenbezahlung kostet auch extra etc. und zum Schluss ist der Preis dann viel höher, als man gedacht hat. Ich persönlich buche im Internet nur bei den Fluggesellschaften direkt. Da ist man auf der sicheren Seite. Obwohl ich vorher schon die Preise in einem Vergleichsportal vergleiche. Das gilt auch für Autovermietungen.
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„Im lokalen Handel kann man die Ware gleich sehen, anfassen und mitnehmen“
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Sie raten also grundsätzlich von den Vergleichsportalen ab?
Diese Portale bieten schon eine erste Orientierung, aber man muss auch sehen, dass sie nicht immer alle Anbieter im Angebot haben, sondern nur die Händler, die mit diesem Portal zusammenarbeiten.
Welche Vorteile hat eigentlich das Einkaufen im Internet?
Viele denken, dass man beim Einkaufen im Internet Zeit sparen kann. Es ist auf jeden Fall bequemer, vom Sofa aus Waren zu bestellen. Aber den Zeitaufwand, um Produkte, Dienstleistungen und Lieferbedingungen zu vergleichen, sollte man nicht vergessen.
Aber durch das Internet ist der Markt schon transparenter als früher…
Ja. Natürlich. Und es gibt viele seriöse Anbieter.
Wie kann man diese erkennen?
Wenn ein bekanntes Warenhaus einen Internetshop hat, dann gibt es meistens keine Probleme. Bekannte Namen sind in der Regel seriös. Man sollte bei deutschen Websites auf das „Impressum“ schauen, ob dort eindeutig Name und Adresse des Anbieters in Deutschland steht. Es sollten Vor- und Nachname einer natürlichen Person (Vertretungsberechtigte) und nicht nur die Bezeichnung einer Firma oder Gesellschaft angegeben sein. Es sollte eine richtige Adresse sein und auf keinen Fall nur eine Postfachadresse. Außerdem dürfen Angaben zur schnellen Kontaktaufnahme nicht fehlen: E-Mail-Adresse und (soweit vorhanden) eine Telefonnummer. Man sollte unbedingt auch immer ganz genau die AGB durchlesen.
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„Auf Fragen wie Familiengröße oder Haushaltseinkommen sollte man nicht antworten“
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Was kann passieren, wenn beim Einkaufen im Internet der Anbieter im Ausland ist?
Wenn die Anbieter nicht in Deutschland ansässig sind, ist das ein großes Problem. Zwar wächst Europa zusammen und das ist auch politisch gewollt und europaweit sollen Standards eingehalten werden, aber wenn man eine Ware im Ausland bestellt, kann es passieren, dass die Ware nicht kommt oder fehlerhaft ist etc. Und dann sind die Möglichkeiten der Reklamation eher begrenzt. Wir raten in diesem Fall unbedingt davon ab, per Vorkasse zu zahlen: also keine Kreditkarte, keine Einzugsermächtigung und keine Überweisung im Voraus. Auch nicht per Nachnahme, weil das auch eine Form der Vorkasse ist: Der Paketbote kommt, liefert das Paket, nimmt das Geld mit und Sie wissen gar nicht, was im Paket drin ist. Bei Auslandsbestellung also auf gar keinen Fall per Vorkasse bezahlen.
Wie werden meine Daten benutzt? Welche Gefahren bestehen?
Einige Daten werden abgefragt – wie Name und Adresse – und die muss man eingeben. Sonst kommt der Vertrag nicht zustande. Auf andere Fragen – wie Familiengröße oder Haushaltseinkommen – sollte man nicht antworten, denn dann besteht die Gefahr, dass die persönlichen Daten weiterverwendet oder an Dritte verkauft werden.
Was ist mit der Möglichkeit der Reklamation beim Einkaufen im Internet?
Wer im Internet einkauft, kann die Ware auch zurückgeben, wenn sie einfach nicht gefällt. Dafür hat man ein 14-tägiges Widerrufsrecht. Im lokalen Handel gilt dieses Widerrufsrecht nicht. Die Gewährleistungsrechte bei fehlerhaften Produkten sind jedoch beim Einkauf im Internet und im lokalen Handel gleich.
Übersetzung/Traducción: Blasco Traducciones http://www.blasco-traducciones.com/
Dieser Beitrag ist in der Ausgabe Nr. 56 Januar-Februar der Zeitschrift La Guia de Frankfurt/RheinMain erschienen. Wenn Sie die komplette Ausgabe:
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