„Ich bin dann mal weg“ Interview mit Hape Kerkeling
„Ich bin dann mal weg“. Kurzinterview mit Hape Kerkeling, dem deutschen Entertainer der mit seiner Geschichte über seinen Pilgerweg nach Santiago de Compostela das erfolgreichste deutsche Sachbuch nach dem Krieg geschrieben hat.
Sehr geehrter Herr Kerkeling, wie weit hat dieses Buch Ihr Leben verändert?
Zunächst einmal hat die Erfahrung des Jakobsweges im Jahre 2001 mein Leben peu-à-peu umgekrempelt. Ich bin seitdem empfindlicher und wachsamer geworden, aber auch radikaler und konsequenter. Das Erscheinen des Buches über meine Erfahrung im Jahre 2006 hat dann noch einmal alles auf den Kopf gestellt. Das erfolgreichste deutsche Sachbuch nach dem Krieg geschrieben zu haben, ist einerseits eine große Freude und ein immenses Geschenk, doch es bedeutet auch Bürde und Verantwortung für mich.
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„Das Buch ist also auch ein Tabubruch“
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Warum – glauben Sie – haben Millionen von Lesern Ihre Geschichte auf dem Jakobsweg so faszinierend gefunden? Was suchen all diese Menschen in Ihrem Buch?
Das Buch ist vieles auf einmal: Ein Abenteuer, eine Satire, eine spirituelle Initiation und das alles in Form eines ziemlich ehrlichen und schnörkellosen Erfahrungsberichts.
Ich spreche im Buch über ganz einfache und essenzielle Dinge des Glaubens, über welche man normalerweise schweigt. Das Buch ist also auch ein Tabubruch.
Was wissen Sie über die Resonanz ihres Buches in Spanien?
Die Reaktionen von Lesern aus Spanien, die mich erreicht haben, waren sehr interessant und durchweg positiv. Die spanische Übersetzung gefällt mir im Übrigen sehr. Sie ist sehr emotional. Die Kraft und Aufgeschlossenheit der spanischen Gesellschaft finde ich enorm. Das spüre ich auch in den Leserbriefen. Was seid ihr nur für ein tolles Volk!
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„Meine wichtigste Erkenntnis: Man fängt jeden Tag von vorne an“
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In Ihrem Buch wird für jeden Tag Ihrer Reise eine „Erkenntnis des Tages“ geschrieben. Gibt es für Sie auch eine Erkenntnis aus dieser Erfahrung über das Leben und unser Dasein im Allgemeinen?
Meine wichtigste Erkenntnis: Man fängt jeden Tag von vorne an! Das ist erschreckend und erfrischend zugleich.
Ihr Buch ist gerade verfilmt worden. Man hört Sie hätten während der ersten Vorführung des Films geweint? Warum?
Weil der Film richtig gut geworden ist. Es ist den Filmemachern gelungen, meine sechswöchige Erfahrung sehr angemessen auf 90 Minuten herunter zu kochen. Die Geschichte hat dabei jedoch nichts an Geschmack oder Geist verloren. Der liebe Gott hat mir da wirklich eine fantastische Geschichte geschenkt.
Was würden Sie jemandem empfehlen, der den Jakobsweg laufen möchte?
Nimm so wenig wie möglich mit und dann: Ultreya y Buen Camino!
Übersetzung lektoriert durch Blasco Traducciones http://www.blasco-traducciones.com/
Dieser Beitrag ist in der Ausgabe Nr. 57 der Zeitschrift La Guia de Frankfurt/RheinMain erschienen.
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